Der dritte User Workshop am 20. Mai 2019 widmete sich explizit dem Thema “Regionale Lebensmittellogistik”. Es gab reichlich inspirierende Impulse für geeignete Logistikkonzepte und intensive Diskussionen rund um die Frage “Wie kommt die Ware zu den Abnehmer*n?”
Zu Gast bei Freunden
Gemeinsam mit unseren Partnern - die Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen (VÖL), die Ökolandbau-Modellregion Nordhessen und die Kreisbauernverbände Kassel und Werra-Meißner-Kreis - haben wir den dritten User Workshop am 20. Mai 2019 im Festsaal der Hessischen Staatsdomäne Frankenhausen bei Grebenstein (Landkreis Kassel) durchgeführt. Das ist ein tolles Symbol dafür, wie viele Organisationen für eine nachhaltige regionale Lebensmittelversorgung gemeinsam an einem Strang ziehen. Auf dem wunderschönen Anwesen befindet sich auch ein Sitz der Ökolandbau Modellregion Nordhessen.
Die gut 40 Teilnehmenden waren bunt gemischt: Erzeuger* und Verarbeiter* regionaler Produkte, die selbst ausliefern oder schon Ware anderer mitnehmen, Betriebe, die im Kerngeschäft den Transport in ihrer Region übernehmen, Großabnehmer* sowie weiterer Interessierte aus Kommunen und Verbänden.
Inspirierende Impulse
“Wie kommt die Ware zu den Abnehmer*n?” - diese Frage wurde in zahlreichen vorangegangenen Gesprächen und Veranstaltungen immer wieder gestellt und stand daher im Mittelpunkt. In einer von Susanne (nearbuy) und Andrea Fink-Keßler (VÖL) moderierten Gesprächsrunde haben wir drei Beispiele aus der Region kennengelernt, die deutlich machen, welche unterschiedlichen Möglichkeiten es gibt, regionale Produkte vom Erzeuger zur Abnehmerin zu transportieren. Ziele des Workshops waren, den Teilnehmenden Anregungen für eigene Konzepte und Kooperationen zu geben und gemeinsam zu erarbeiten, welche Hilfestellung das digitale Werkzeug nearbuy liefern kann.
Einfach Machen?!
Einfach machen. So lautete die Devise von Harry Rötter, der in den 1990er Jahren seinen Logistikdienst biologistik im Landkreis Lippe aufgebaut hat. Er ist ein reiner Transportdienstleister für regionale Erzeugnisse direkt von der Erzeugerin oder vom Verarbeiter zur Abnehmerin. In dem Gespräch betonte er immer wieder, wie wichtig es ist, die Sache pragmatisch anzugehen und dabei flexibel zu bleiben und nicht lange nur zu überlegen und abzuwägen.
Für Klaus Engemann vom Biolandhof Engemann galt Ende der 1980er Jahre das Gleiche, als er begann, die selbst erzeugten Produkte zu den Abnehmer*n zu liefern. Heute übernimmt er die Rolle eines Bündlers in seiner Region. In dieser Rolle ist es ihm möglich mit Großabnehmer*n den Bedarf abzusprechen, diesen in der Anbauplanung mit kooperierenden Betrieben zu berücksichtigen und Produktionsschwankungen auszugleichen. Die Ideen gehen Klaus Engemann nicht aus: Er wünscht sich die Ansiedlung von Verarbeitungsbetrieben rund um seinen Betriebssitz. Wer als Verarbeiter* Interesse an einer Kooperation hat kann sich bei uns melden. Wir vermitteln gerne.
Ähnlich geht es Matthias Bott mit seinen Erzeugnissen der Marke Bott Eier. Der direkte Transport zu seinen Großabnehmer*n ist in seiner Überzeugung notwendig, also übernimmt er diesen selbst. Er kann sich aber auch vorstellen, Produkte Anderer mitzunehmen oder jemand Anderem seine Produkte mitzugeben. Damit steht Matthias Bott stellvertretend für viele weitere Erzeuger* oder Verarbeiter*, die sich zukünftig zusammentun könnten, um die Frage zu beantworten, wie ihre Ware zu den Abnehmern kommt.
Wir danken Euch, Harry, Klaus und Matthias, für Eure inspirierenden Impulse und Ideen!
Was bedeutet das für nearbuy?
Welche Hilfestellung kann nearbuy für die drei vorgestellten Konzepte bieten? Wie kann die Mitnahme von anderen Erzeugnissen organisiert werden? Wie können neue Zulieferer gefunden und die Anbauplanung effizienter koordiniert werden? Wie können die Kosten für den Transport und wie die Route besser geplant werden? Diesen Fragen sind wir in drei Workshopgruppen nachgegangen, in denen wir die Abläufe jedes Konzepts von der Planung bis zur Lieferung an die Großabnehmer* abgebildet haben, die Schwierigkeiten benannt und konkrete Verbesserungsvorschläge gemacht wurden.
Vielen war dieses methodische Vorgehen bereits bekannt aus dem Auftaktworkshop im Januar. Es hat sichtlich Spaß gemacht, das Ergebnis ganz konkret mitzugestalten. Trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte lief es immer wieder auf dasselbe hinaus: Alle legen Wert auf persönliche, langfristige Beziehungen gepaart mit Flexibilität und dem Willen, gemeinsam Lösungen zu finden.
Angebot und Nachfrage sichtbar machen
Die Voraussetzung dafür ist, nicht nur auf Ebene der Erzeugnisse das Angebot und den Bedarf sichtbar zu machen, sondern auch für die Logistik. In analoger Form haben wir es vor Ort ausprobiert: Alle Teilnehmenden konnten sich als Suchende und als Anbieter von Transportkapazitäten auf einer überdimensionalen Karte verzeichnen. So entstand ein vielfältiges Bild und die eine oder andere Annäherung für eine Zusammenarbeit. Einmal mehr war zu sehen, wie der gemeinsame Raum für einen regen Austausch zwischen verschiedensten Personen genutzt wurde. Schön, dass wir das mit unseren Veranstaltungen ermöglichen können.
Persönliche Beziehungen und digitales Hilfsmittel
Der persönliche Austausch schafft Vertrauen. Das kann und soll durch das digitale Werkzeug nicht ersetzt sondern gefördert werden. Wir möchten euch auch auf digitalem Weg dabei unterstützen, langfristige Beziehungen aufzubauen und zu pflegen, und gleichzeitig flexibel reagieren zu können. Die Aussage “Für einen guten Kunden rufe ich den LKW auch nochmal zurück.” bringt das schön auf den Punkt.
Wie geht es weiter hinter den Kulissen?
Einmal mehr sind wir sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Workshops. Wir haben drei Papierbahnen voller Informationen und Anforderungen an das digitale Werkzeug, die wir nun auswerten, auf technische Machbarkeit prüfen und umsetzen.
Hinter den Kulissen wird fleißig programmiert und schon bald möchten wir Euch die ersten Funktionen vorstellen. Wenn Ihr Interesse daran habt, die erste Version des digitalen Werkzeugs zu testen, meldet Euch bei uns. Sollten wir noch Fragen haben, sprechen wir Euch an - und wenn Ihr noch Ideen habt, könnt Ihr weiterhin auf uns zukommen, auch wenn wir in den Sommermonaten keine Workshops durchführen.
Wir schließen unseren Rückblick mit dem Zitat von Harry Rötter: “Machen - einfach machen!” Machen wir.
Regionale Grüße
Euer nearbuy Team
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