Rund 25 Menschen aus Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, Bündelung und Logistik sowie der Außer-Haus-Verpflegung kamen am Dienstag, 09.05.2023, zum Workshop “(Bio-)Regionale Verarbeitungsstrukturen” auf dem Obst- und Gemüse-Verarbeitungsbetrieb “Regio Frucht” der Familie Rückle in Gundelfingen zusammen.
Der Bedarf nach verarbeiteten Produkten ist hoch
Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt - auch in der Außer-Haus-Verpflegung. Allerdings benötigen große wie kleine Abnehmer die Produkte häufig in vorverarbeitetem Zustand (z.B. geschält, geschnitten) oder aber weiterverarbeitete Produkte wie Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren und vorverarbeitete TK-Ware.
"Wir beziehen viel vorverarbeitete Ware, wie geschnittenen Salat oder Obst und Gemüse. Diese Produkte haben immer eine gleichbleibende Qualität, das ist auch für unsere Qualitätssicherung wichtig. Außerdem haben wir im Haus nicht die räumlichen und personellen Produktionskapazitäten, um das selbst zu machen."
Frank Jentsch, Gastronomiebetriebe Uniklinikum Freiburg
Allerdings sind bestehende Verarbeitungsangebote häufig nicht sichtbar und daher teilweise nicht ausreichend ausgelastet - oder aber es mangelt an Verarbeitungsmöglichkeiten vor Ort und die Produkte müssen für die Verarbeitung weit transportiert werden.
Nur wer voneinander weiß, kann zusammenarbeiten.
Die Idee ist: Wenn für alle besser sichtbar ist, welche Verarbeitungsangebote vorhanden sind, können sie besser ausgelastet werden und das Verarbeitungsangebot hat eine höhere Chance, weiter zu bestehen.
"Die Nachfrage nach verarbeiteter Ware ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Seit Anfang des Jahres sind wir auch Bio-zertifiziert und verarbeiten Bio-Ware. In Zukunft möchten wir die Verarbeitung regionaler Produkte ausbauen und dieses Angebot für Kantinen, Bäckereien und den Lebensmitteleinzelhandel besser sichtbar machen."
Benjamin Rückle, Regio Frucht GmbH
Und: Wenn für alle besser sichtbar ist, welche Verarbeitung benötigt wird, können Betriebe in der Region die Chance erhalten, diese Angebote zu schaffen und können ihre Investitionssentscheidung auf einer sichtbaren Nachfrage gründen.
Darüber hinaus können lokale Initiativen wie die Bio-Musterregion Freiburg, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband und der Ernährungsrat Freiburg gezielt dort fördern, wo es Lücken zwischen vorhandenen und benötigten Verarbeitungsstrukturen gibt.
Es braucht konkrete Unterstützung
Wie können also bestehende Verarbeitungsstrukturen sichtbar und besser ausgelastet werden? Wie kann der Bedarf an Verarbeitung erkannt und bedient werden? Antworten auf diese Fragen haben wir gemeinsam mit 25 Personen aus Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung, Bündelung und Logistik sowie der Außer-Haus-Verpflegung beim Workshop "(Bio-)Regionale Verarbeitungsstrukturen erarbeitet.
"Die enge Zusammenarbeit und der Austausch mit den Betrieben ist wichtig, damit wir ihre Herausforderungen und Wünsche hören und angehen können - analog wie digital."
Susanne Geßner, Initiative nearbuy
Das Ergebnis: Das Angebot an (freien) Verarbeitungsmöglichkeiten für eine Region und der Bedarf danach sollen künftig besser sichtbar gemacht und nutzbar werden. Die Ideen reichen von einer aktuellen Übersicht mit Suchmöglichkeit, über Ankündigungen über bald verfügbare Ware bis hin zu Funktionen für die Unterstützung von Erzeugungs- und Liefergemeinschaften.
"Bereits jetzt bietet die Plattform einige Möglichkeiten für Verarbeitungsbetriebe. Sie nehmen Produkte bei den regionalen Erzeugern ab und vermarkten ihre Produkte an Abnehmer. Damit erfüllen sie eine wichtige Doppelrolle und können die Plattform bereits jetzt sinnvoll für sich nutzen, um das Angebot und den Bedarf in der Region zu entdecken und aufeinander abzustimmen”
Andrea Gierden, Regionalmanagerin der Bio-Musterregion Freiburg.
Es braucht Raum für Begegnung & Verständigung
Die Ideen sind mit digitaler Hilfe realisierbar - aber es geht nicht ohne die persönliche Begegnung. Betriebe und Menschen kommen zusammen, die sich bisher noch nicht kannten. Erst im direkten Gespräch können die Prozesse der anderen besser verstanden und mögliche Hürden erkannt werden, die tief in der Betriebsroutine versteckt sind und häufig nicht geäußert werden, weil die eigenen Abläufe häufig selbstverständlich sind. So entstehen im Austausch miteinander direkt Ideen zur Zusammenarbeit.
"Ich hoffe, dass die Plattform weiter wächst. Die heutige Veranstaltung war wieder sehr positiv und hat mir geholfen, neue Kontakte zu knüpfen, damit wir den regionalen Anteil weiter ausbauen können."
Frank Jentsch, Gastronomiebetriebe Uniklinikum Freiburg
Macht mit!
Das Projektteam lädt alle interessierten Betriebe ein, mitzumachen und sich in die Gestaltung von Lösungen für morgen einzubringen. Meldet Euch bei uns.
Euer Projektteam
Andrea Gierden, Tasmin Taskale, Susanne Geßner
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